Warum viele Deutsche trotz der historischen Mini-Zinsen mehr Geld zur Seite legen.

Bonn (ots) – Kann man sich Sparen mittlerweile sparen? Viele Deutsche sehen das anders – zeigt die aktuelle norisbank Umfrage zum Sparverhalten in 2018. Demnach fällt die Bilanz aus der jahrelangen, extremen Niedrigzins-Politik der EZB überraschend aus: Die Sparfreude der Deutschen scheint trotz niedriger Zinsen ungebrochen. So haben nach eigenen Angaben 60,4 Prozent in diesem Jahr mehr oder genau so viel gespart wie 2017. Im letzten Jahr waren es noch 55,2 Prozent. Was sind die Gründe dafür? Ein Großteil der Befragten strebt nach Sicherheit. Andere sparen für den späteren Konsum. Und so wie der Anteil der Sparenden zugenommen hat, so hat die Gruppe derer, die angeben weniger zu sparen, mit 39,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen (2017: 44,7 Prozent). Die aktuellen Zahlen zeigen klar: Die Sparfreude der Deutschen ist im Zins-Tal nicht nur ungebrochen, sie nimmt sogar aktuell zu. Die Gründe dafür sind vielseitig.

Niedrigzinsphasen stimulieren den Konsum – so die Überzeugung vieler Experten. Die Zahlen der aktuellen norisbank Umfrage zum Sparverhalten in 2018 zeigen allerdings: Das Konsumentenverhalten in Folge der nun schon länger anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB zeigt inzwischen einen abnehmenden Trend zum Konsum und einen zunehmenden Trend zum Sparen. Die klare Mehrheit der Deutschen entscheidet sich, trotz der Zinssituation, zu sparen beziehungsweise sogar mehr zu sparen als zuvor. Über ein Viertel der Befragten (27,4 Prozent) gaben an, in diesem Jahr mehr Geld zur Seite gelegt zu haben als im vergangenen. Ende letzten Jahres bestätigten das knapp zwei Prozentpunkte weniger (25,5 Prozent).

Und Sparen ist nicht nur eine Sache der Schwaben. Sparen ist überregional beliebt: Im Vergleich zum letzten Jahr haben Befragte in der Mehrheit der Bundesländer angegeben, deutlich mehr gespart zu haben. Spitzenreiter sind die Menschen in Baden-Württemberg: Hier hat beinahe jeder Dritte (31,1 Prozent) 2018 mehr gespart als 2017 (30,3 Prozent). Auf Platz zwei der “Mehrsparer” liegen die Bayern mit 30,4 Prozent. Und das mit deutlichem Zuwachs. Hier hatten im letzten Jahr nur 24,2 Prozent ausgesagt, mehr gespart zu haben. Platz drei belegen Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zusammen mit 28 Prozent (2017: 24,2 Prozent). Auf Rang vier folgt NRW mit 27,5 Prozent mit deutlicher Steigerung (2017: 21,7 Prozent), dann Thüringen und Sachsen mit 26,7 Prozent (2017: 23,6 Prozent). Warum bevorzugen so viele Konsumenten weiterhin das Sparen auch in Zeiten niedriger Zinserträge anstatt das Geld auszugeben?

Sparen heute – Konsum morgen

Hauptmotivation fürs Sparen ist auch in diesem Jahr wieder das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen – so das Ergebnis der Befragung. Ein finanzielles Polster ist für mehr als die Hälfte der Befragten (53,2 Prozent), die angegeben haben, gleich viel wie im Vorjahr beziehungsweise mehr als im Vorjahr gespart zu haben, wichtig. Möglicherweise spielt Vorsorge dabei eine besondere Rolle. Vor allem in der Gruppe der 50- bis 69-Jährigen ist eine Geldreserve mit 65,2 Prozent besonders hoch im Kurs.

Während die Befragungsergebnisse beim Aspekt Sicherheitsbedürfnis insgesamt nahezu gleich geblieben sind (2017: 54,2 Prozent), nennen mit 39 Prozent ganze fünf Prozentpunkte mehr als im letzten Jahr einen ganz anderen Grund fürs Sparen: Sie wollen sich in Zukunft eine größere Anschaffung ermöglichen. Männer zeigen bezüglich des Sparens zum Zweck künftigen Konsums sogar höhere Zustimmungswerte als Frauen (40,6 versus 37,2 Prozent). Ebenfalls auffällig: Junge Menschen sparen eher auf eine Anschaffung als ältere. Bei den 18- bis 34-Jährigen nannten 46,4 Prozent diese Sparmotivation, während es bei den 35- bis 49-Jährigen mehr als zehn Prozentpunkte weniger waren (35,2 Prozent).

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Wohin mit dem Geld?

In diesem Jahr haben nach eigenen Angaben 33 Prozent genau so viel gespart wie im letzten Jahr, über ein Viertel (27,4 Prozent) sogar noch mehr. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der “Mehrsparer” hat mehr Geld auf dem Giro- bzw. auf Tages- und Festgeldkonten angespart und nicht in Aktien investiert oder anderweitig angelegt. Aufgrund der aktuellen Finanzmarktentwicklung sind viele Deutsche sich einfach nicht sicher, wie und wo sie ihr Geld sinnvoll anlegen könnten. Diese Unsicherheit beschäftigte Ende letzten Jahres noch knapp zwei Prozentpunkte weniger (23,7 Prozent). Die Gründe für das fatalistisch anmutende Spar-Verhalten liegen laut aktueller norisbank Umfrage insbesondere in der aus Befragten-Sicht unzureichenden Information bezüglich alternativer Anlagemöglichkeiten und in mangelndem Vertrauen. So sagten 23,3 Prozent der Befragten, die in diesem Jahr mehr gespart haben als 2017, dass sie sich mit Anlage- und Investitionsmöglichkeiten nicht auskennen. Von den befragten Frauen sagten dies 27 Prozent, bei den Männern waren es 20,2 Prozent. Mangelndes Vertrauen in Anlageformen, wie zum Beispiel in Wertpapiere, spielt eine noch gewichtigere Rolle bei der Entscheidung, mehr auf den Bankkonten zu sparen und trotz niedriger Zinsen dennoch nicht mehr zu konsumieren: Ein Viertel der befragten “Mehrsparer” gab als Grund an, kein Vertrauen in Anlagen wie Aktien zu haben. Hierbei ist die Skepsis mit 26,2 Prozent bei den Frauen etwas größer als bei den Männern (24 Prozent). Für sie ist es trotz Niedrigzins weiter “attraktiv”, Geld auf Bankkonten zur Seite zu legen. Und das sogar mit steigendem Trend.

Auf der anderen Seite haben 39,6 Prozent der von der norisbank Befragten nach eigenen Angaben 2018 weniger gespart als im Vorjahr. Was waren hier die Gründe? Ein Großteil (64,3 Prozent) von ihnen hätte nach eignen Angaben ungeachtet des anhaltenden historisch niedrigen Zinses sowieso ihr Geld ausgegeben, es also auch bei deutlich höheren Zinsen nicht gespart. Die restlichen 35,7 Prozent der “Wenigersparer” sagten, sie hätten bewusst mehr Geld ausgegeben beziehungsweise weniger investiert, also mit Konsum auf die Zinspolitik reagiert. Interessant in diesem Kontext der Trend: im letzten Jahr entschieden sich vier Prozentpunkte weniger (31,6 Prozent) für das bewusste Geldausgeben.

“Es hat den Anschein, dass die Niedrigzins-Politik nach Jahren des Zins-Tals an Wirkung als Konsum-Stimulus verliert”, so Thomas große Darrelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der norisbank. “Der aktuelle Trend zeigt: trotz der besonderen Niedrigzinsphase neigen viele Deutschen offenbar wieder vermehrt zum Sparen – möglicherweise auch eine Folge der gestiegenen Preise bei Immobilien und vielen Konsumgütern. Und vielleicht auch Ausdruck von zunehmender Verunsicherung in einem derzeit eher volatilen Weltgefüge. Nichtsdestotrotz bieten die marktweit weiterhin sehr niedrigen Zinsen im Bereich der Finanzierungsangebote immer noch attraktive Möglichkeiten für bedachte Investitionen und in dem Sinne weiter gute Gelegenheiten für das Erfüllen auch großer Wünsche. Die Zeit für Finanzierungen ist aktuell weiterhin historisch günstig.”

Über die Umfrage

Die norisbank hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG 3.096 Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ nach Alter und Geschlecht befragt. Die Online-Befragung wurde im Oktober 2018 durchgeführt.

Mehr Informationen zur norisbank finden Sie unter www.norisbank.de oder besuchen Sie uns auf Twitter: https://twitter.com/norisbank

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