Stuttgart. Immer mehr mittelständische Unternehmen haben Schwierigkeiten für offene Ausbildungsstellen geeignete Bewerber zu finden. Oft fehlt es schlicht an Bewerbern. Dies ergab eine Umfrage des Bundes der Selbständigen Baden-Württemberg e.V. (BDS) unter 890 Unternehmen in Baden-Württemberg.

Die schwierige Suche nach Auszubildenden - Immer mehr Unternehmen fehlen Bewerber

Anzahl der Betriebe mit Schrierigkeiten, Auszubildende zu finden

So gaben 56 Prozent der ausbildungswilligen Betriebe an, es sei für sie problematisch, Auszubildende zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl damit um weitere zwei Prozentpunkte gestiegen. Im Sommer 2009 lag die Zahl mit 44 noch rund zwölf Prozent niedriger (Graphik).

Handwerk und kleinen Mittelständler bis 50 Mitarbeitern am meisten betroffen
Besonders schwierig ist die Suche nach Auszubildenden für Handwerker, die mit rund 69 Prozent neben der Industrie (73 Prozent) die höchste Ausbildungsquote stellen. Hier hatten in diesem Sommer rund 68 Prozent der ausbildungswilligen Betriebe Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Nicht ganz so kritisch ist die Situation in der Industrie, bei der jedes zweite Unternehmen über Besetzungsprobleme klagt. Im Einzelhandel haben rund 40 Prozent, bei Dienstleistern und Freiberuflern rund 43 Prozent der Betriebe entsprechende Engpässe.

Die größten Probleme haben dabei kleine Mittelständler mit mehr als fünf, aber weniger als 10 Mitarbeitern. 64 Prozent dieser Firmen geben an, Schwierigkeiten bei der Suche nach Auszubildenden zu haben. Während die Quote bei den Betrieben ab 10 Mitarbeitern bei rund 58 Prozent liegt, klagen von den Kleinstunternehmen zwischen einem und 5 Mitarbeitern nur rund 51 Prozent ihre Lehrstellen nicht oder nur mit Schwierigkeiten besetzen zu können.

Mangelnde Qualifikation größtes Problem, immer öfter fehlen aber Bewerber
Als größtes Problem bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden nannten die Arbeitgeber – allerdings mit rückläufiger Tendenz – die mangelnde Qualifikation vieler Bewerber in Form schlechter Noten. Diese kritisieren rund 75 Prozent der Befragten (Sommer 2012: 78 Prozent). Deutlich zugenommen hat in den vergangenen drei Jahren der rein zahlenmäßige Mangel an Bewerbern. Klagten im Sommer 2010 noch rund ein Viertel (25,3 Prozent) der Unternehmen über fehlende Bewerbungen, hat sich die Zahl in diesem Jahr mit knapp 54 Prozent mehr als verdoppelt. Das schlechte Auftreten und Erscheinungsbild vieler Schulabgänger ist nun mit 47 Prozent nur noch die dritthäufigste Nennung. Bewerbern fehle es an Motivation, Durchhaltevermögen und Interesse am Beruf lautet dabei ein häufiger Vorwurf der Ausbilder. Das Problem mangelnder Sprachkenntnisse ist nur noch für 16 Prozent der Selbstständigen ein relevantes Thema.

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Überdurchschnittlich hohe Ausbildungsbereitschaft bei BDS-Unternehmen
Die Ausbildungsbereitschaft der im BDS organisierten Unternehmen ist traditionell deutlich höher als im bundesweiten Durchschnitt. Mit 47 Prozent liegt die Quote der ausbildenden Betriebe rund doppelt so hoch wie bei allen Betrieben in Deutschland. “Für viele BDS-Unternehmen ist Ausbildung eine Selbstverständlichkeit und gehört zur Verantwortung gegenüber der jungen Generation. Gleichzeitig tragen sie damit sowohl zu ihrem eigenen Bedarf nach Mitarbeitern wie auch zur Begrenzung des Fachkräftemangels bei”, kommentierte BDS-Präsident Günther Hieber. Der BDS-Präsident rief die Mitgliedsunternehmen auf, sich noch mehr als bisher um Auszubildende zu bemühen. Den Abiturienten legte er ans Herz, über die Alternative einer Ausbildung nachzudenken. “Eine klassische Berufsausbildung ist in Deutschland eine sehr gute Basis für die berufliche Entwicklung”, so Hieber.

Duales Ausbildungssystem stärken
Die Politik rief Hieber auf, in der Bildungspolitik nicht noch weiter auf die studentische Ausbildung zu setzen. “Wir haben ein bewährtes und sehr gutes duales Ausbildungssystem, das sogar von anderen Ländern kopiert werden soll. Da brauchen wir das Selbstbewusstsein zu sagen, eine Ausbildung im Dualen System braucht den Vergleich mit anderen vermeintlich höheren Qualifikationen nicht zu scheuen.”

Hintergrund
An der Erhebung haben sich 890 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage des BDS Baden-Württemberg zwischen dem 6. Juni und 5. Juli 2013 beteiligt.

Der Bund der Selbständigen ist der Dachverband der Handels- und Gewerbevereine in Baden-Württemberg. Unser Ziel ist es, die berufspolitischen Interessen des selbständigen Mittelstandes vor Ort, in der Region sowie auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene durchsetzen.

Rund 15.000 Unternehmerinnen und Unternehmer, angefangen vom Freiberufler über den kleineren Betrieb bis hin zum größeren Unternehmen – egal ob aus traditionellen Handels- und Handwerksbranchen oder dem IT- oder Sensorik-, oder Hightech-Umfeld – alle vereinen sich unter dem Dach des Bundes der Selbständigen.

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